Die Kinder Húrins ist eine Vorgeschichte zu Der Herr der Ringe, die auf einer unvollendeter Geschichte basiert. Das Buch wurde von Christopher Tolkien, dem Sohn von J.R.R. Tolkien, herausgegeben, der die einzelnen Fragmente seines Vaters ordnete und daraus die hier vorgestellten Bücher machte. Die Hintergründe und die Grundgeschichte steht in der Quenta Silmarillion.
Inhaltsangabe
In der Geschichte, die im Ersten Zeitalter spielt, geht es um Túrin Turambar und Nienor, die Kinder des Menschen Húrin, der als Lehnsmann der Elbenkönige im nördlichen Landstrich Dor-lómin, einem Teil Hithlums, herrscht. In der katastrophalen Schlacht der ungezählten Tränen, der Nirnaeth Arnoediad, wird Húrin lebend gefangen genommen und vor den siegreichen Morgoth, den dunklen Feind, gebracht. Morgoth versucht von Húrin zu erfahren, wo der Elbenkönig Turgon die verborgene Stadt Gondolin errichtet hat, die als eines der wenigen Elbenreiche die Schlacht unbeschadet überstanden hat. Húrin, der als einziger lebender nicht-Gondoliner die Lage der Stadt kennt, da er früher bereits mit seinem Bruder Huor dort gewesen ist, verweigert aber jede Auskunft. Darauf verflucht Morgoth Húrin und seine Familie, und setzt ihn in einen Thronsessel an den Berggipfeln der Thangorodrim über seiner unterirdischen Festung. Er gibt ihm die Fähigkeit, von dort aus das Schicksal seiner Familie in allen Details mit anzusehen, ohne eingreifen zu können.
Húrins Ehefrau Morwen sieht sich und ihre Familie nach der verlorenen Schlacht in Hithlum der Willkür der dort einfallenden Schergen Morgoths ausgeliefert. Sie beschließt, ihren Sohn Túrin (der nach dem Verschwinden seines Vaters der rechtmäßige Herrscher Hithlums wäre) zu dessen Sicherheit zum Elbenkönig Thingol in Doriath in Pflege zu geben, dessen Tochter mit ihrem Verwandten Beren verheiratet ist. Nach dem Abschied Túrins wird Morwen Mutter einer kurz vor Húrins Abschied gezeugten Tochter, die sie Nienor, "Trauer", nennt. Túrin wird von zwei Gefolgsleuten nach Doriath gebracht und von Thingol als Ziehsohn aufgenommen. Einer der beiden Führer geht nach Hithlum zurück, kann die stolze Morwen nicht überreden, ihre Heimat endgültig aufzugeben und ebenfalls nach Doriath zu kommen, bringt aber Geschenke von ihr zurück. Thingols Frau Melian die Maia erkennt bereits hier das üble Schicksal, das der Familie bevorsteht.
Túrin wächst im Wald von Doriath auf. Der Elb Beleg Cuthalion, einer von Thingols Heerführern, bringt ihm alles bei, was er wissen muss; zwischen den beiden entwickelt sich eine enge Freundschaft. Bei einem Essen an der Tafel Thingols wird Túrin von einem Gefolgsmann Thingols, einem Elben, der von den Menschen sehr wenig hält, so provoziert, dass Túrin dessen Tod verursacht. Daraufhin flieht Túrin vom Hofe Thingols, um seiner Verurteilung zu entgehen. Nachdem Thingol alle Einzelheiten erfahren hat, spricht er Túrin frei vom Tod des Provokateurs und wirft ihm nur übermäßigen Stolz vor.
Túrin hat Unterschlupf bei einer Bande von gesetzlosen Menschen gefunden, die in den vorangegangenen Kriegen Heimat und Familie verloren haben und sich nun mit Raubzügen durchschlagen. Beleg findet ihn dort nach langer Suche und teilt ihm seinen Freispruch mit, kann ihn aber dennoch nicht zur Rückkehr nach Doriath bewegen. Er schließt Túrin zuliebe sich selbst ebenfalls der Bande an und bewegt diese erfolgreich, lieber Orks als andere Menschen mit ihren Raubzügen zu überziehen. Beleg kann aber nicht eingreifen, als Túrin durch den Verrat des Kleinzwergs Mîm, in dessen Haus die Bande gegen den Willen Mîms Zuflucht genommen hatte, an die Orks ausgeliefert wird und von diesen verschleppt wird. Beleg verfolgt die Ork-Bande, verliert aber die Spur. Stattdessen trifft er auf einen Elb, der kurz zuvor aus langjähriger Gefangenschaft Morgoths geflohen ist. Zusammen finden sie die Orks wieder. Túrin ist so erschöpft, dass er tief schläft und Albträume von den Orks hat. Als Beleg ihm die Fesseln zerschneiden will, wacht Túrin auf, hält Beleg für einen Ork und tötet ihn. Der andere Elb kann ihn bändigen und zu einer nahegelegenen Quelle bringen, wo Túrin wieder zu sich kommt und erkennt, dass er seinen besten Freund getötet hat.
Zusammen gehen sie nach Nargothrond, dem verborgenen Reich des Elben Finrod Felagund, aus dem sein Retter stammt. Dort herrscht nach dem Tode Finrods inzwischen der unsichere und sehr vorsichtige Orodreth, der Túrin aber zunächst freundlich aufnimmt. Túrin unternimmt viele Streifzüge mit den Elben von Nargothrond und erwirbt sich deren Respekt; er bewegt die Großen des Reiches, gegen den Willen Orodreths, ihre nach der Katastrophe der Nirnaeth Arnoediad nur mehr heimliche, punktuelle Kriegführung gegen die Orks aufzugeben und diese wieder offen zu bekämpfen. Dazu lässt Túrin eine große Brücke vor den Toren Nargothronds über den Fluss Narog errichten, um den Auszug größerer Streitmächte zu ermöglichen. Es entwickelt sich eine Liebesbeziehung Túrins zur Elbin Finduilas, der Tochter Orodreths. Die Wassergottheit Ulmo warnt Orodreth, die Brücke zu zerstören, aber Túrin setzt sich durch und verhindert dies.
Morgoth entsendet den Drachen Glaurung. Dieser dringt mit Hilfe von Túrins Brücke in Nargothrond ein und brennt dieses nieder, wobei Orodreth zu Tode kommt. Túrin blickt Glaurung ins Auge und glaubt den Worten des Drachens, dass seine Mutter und Schwester in Gefahr sind. Er ignoriert die Lage der von den Orks verschleppten Flüchtlinge aus Nargothrond (darunter Finduilas, mit der er inzwischen verlobt ist) und macht sich sofort auf nach Dor-lómin, wo er seine Familie weiterhin vermutet. So verschuldet er den Tod von Finduilas.
In der Zwischenzeit ist Morwen jedoch unter dem immer stärkeren Druck der Schergen Morgoths längst mit Nienor aufgebrochen und doch nach Doriath gezogen. Thingol nimmt die beiden auf. Als sie hören, dass Túrin lebt und in Nargothrond ist, gehen sie gegen den Willen des um ihre Sicherheit besorgten Thingol dorthin. Sie kommen dort aber erst nach der Zerstörung an und begegnen ebenfalls dem Drachen Glaurung, der sich in Nargothrond eingenistet hat. Beide werden getrennt. Nienor sieht dem Drachen ins Auge und irrt ohne Erinnerung an ihr früheres Leben umher.
In Dor-lómin wird Túrin von einer Verwandten empfangen, die inzwischen zwangsweise mit einem der Anhänger Morgoths verheiratet ist, aber die Reste von Húrins altem Volk heimlich unterstützt. Diese klärt ihn darüber auf, dass seine Familie fortgegangen ist. Túrin erkennt sich als vom Drachen betrogen und tötet im Zorn den Ehemann seiner Verwandten. Diese fordert ihn zur Flucht auf, zündet dann ihr eigenes Haus an und stirbt darin, um nicht den Verwandten ihres Mannes in die Hände zu fallen. Somit erkennt Túrin, dass sein Handeln einem weiteren ihm wohlgesinnten Menschen den Tod gebracht hat.
Túrin nimmt die Spur von Finduilas wieder auf, findet aber nur mehr ihre Grabstätte, die am Ort ihres Todes unter der Folter der Orks von Bewohnern eines nahegelegenen Walddorfes errichtet wurde. Ohne Ziel und Lebenszweck schließt er sich den Dorfbewohnern an und beschließt, seinen Namen fortan geheimzuhalten und nie wieder zu kämpfen; dadurch glaubt er, seinem bösen Schicksal entkommen zu können. Er nennt sich somit jetzt Turambar, "Meister des Schicksals". Etwas später trifft die verwirrte Nienor ebenfalls dort ein. Sie lernt wieder sprechen, gewinnt aber ihre Erinnerung nicht zurück. Túrin, der seine Schwester bei Thingol in Sicherheit glaubt, gibt Nienor den Namen Niniel. Die beiden Geschwister, die sich zuvor nie begegnet sind, beginnen in Unkenntnis ihrer Verwandtschaft eine Liebesbeziehung und heiraten kurz darauf.
Glaurung verfolgt Túrin weiterhin und greift das Dorf an. Túrin übernimmt entgegen seinem Beschluss die Verteidigung. Er lauert dem Drachen in einem engen Flusstal auf. Als Glaurung über die Klamm hinwegrobbt, stößt Túrin ihm sein Schwert in den Bauch. Die inzwischen hochschwangere Niniel vermisst Túrin, begibt sich auf die Suche und findet den fast toten Drachen und den bewusstlosen Túrin. Glaurung offenbart Niniel im Sterben Túrins und ihre eigene wahre Identität. Darauf erlangt Niniel ihre Erinnerung zurück und stürzt sich in Erkenntnis des Inzests zu Tode. Als Túrin seinerseits den Inzest mit Niniel erkennt und von ihrem Tod erfährt, stürzt er sich in sein Schwert.
Nachdem Morgoth auf diese Weise die Familie Húrins vernichtet hat, lässt er Húrin frei. Húrin wandert durch Hithlum und weiter zu dem Walddorf, wo er Morwen stumm am Grab seiner Kinder findet, die in seinen Armen stirbt. Er geht weiter nach Nargothrond, tötet den nun dort hausenden Kleinzwerg Mîm, und kommt nach Doriath zu Thingol. Dort wirft er Thingol im sinnlosen Zorn das Nauglamir aus den Schätzen Nargothronds vor die Füße, als Kostgeld für seine Familie. Danach stürzt er sich ins westliche Meer und stirbt. Das Nauglamir bringt den Fluch Morgoths auch über Thingol und bedeutet später für sein Reich Doriath den Untergang.
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